Bodenseeforum 24 - Die Zukunft des Einkaufs
16. Bodenseeforum 2024 mit 125 Teilnehmenden im Zeichen der umfassenden Transformation von Beschaffung, Logistik und Supply Chain Management
Unter dem Veranstaltungsmotto „Die Zukunft des Einkaufs“
luden die drei Einkaufsfachverbände aus der Schweiz, procure.ch, aus Österreich, BMÖ, und die BME-Region Bodensee-Oberschwaben in diesem Jahr zur 16. Auflage des Bodenseeforums nach Dornbirn. An der Fachveranstaltung im WIFI – einer Serviceeinrichtung der Wirtschaftskammer-Vorarlberg – nahmen 125 Gäste teil. Moderator Volkher Lins* stellte in seiner Begrüßungsrede gleich fest, dass nach den Krisen der vergangenen Jahre, die übrigens keineswegs überwunden, aber inzwischen leider zur Normalität geworden seien, der Einkauf nun den Blick wieder nach vorne richten müsse. Auf der einen Seite entstünden zunehmend informationstechnische Möglichkeiten, die die Arbeitsweise im Einkauf signifikant beeinflussen (Stichwort KI); aber auch neue europäische Regularien wie das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, das CO2-Grenzausgleichssystem und der Trend zu nachhaltigen Produkten zwängen Lins zufolge „den Einkauf zur Transformation“.
Dazu komme die anhaltende Konjunkturschwäche in Deutschland, dem ehemaligen Wachstumsmotor der EU, die insbesondere vom Einkauf verlange, Preise im globalen Vergleich wettbewerbsfähig zu halten, um langfristig Arbeitsplätze und Wohlstand zu gewährleisten.
BME-Hauptgeschäftsführerin Dr. Helena Melnikov, hatte in Ihrem Vorwort zum diesjährigen Bodenseeforum die beiden Haupttrends der Zukunft aufgegriffen: nachhaltiges Wirtschaften und Handeln unter Einhaltung geltender Umwelt-, Sozial- und Governance Kriterien zur massiven Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks sowie die Neuordnung der globalen Handelswelt und der Suche nach tragfähigen Geschäftsmodellen von morgen.
In vier Vorträgen gingen die nachfolgenden Referenten dann näher auf die Zukunft des Einkaufs ein.
Zu Beginn sprach procure.ch-Geschäftsführer Andreas Kyburz in seiner Keynote über die Bedeutung des Einkaufs in mittelgroßen Schweizer Unternehmen. Dabei stellte er in Anlehnung an sein gleichnamiges Fachbuch das Aarauer Agilitätsmodell vor und beschrieb die zentralen Themen des Einkaufs, Strategievermittlung, Risikomanagement, Digitalisierung und Diversität. Er schloss mit dem Fazit, dass der Stellenwert und die Rolle des Einkaufs belegt ist; schwieriger sei dagegen die Anerkennung innerhalb des Unternehmens Der Einkauf habe in den vergangenen Jahren einen guten Job gemacht und „business not as usual“ sei mehr denn je ein Thema.
Im zweiten Vortrag betrachtete Dr. Steffen Weimann von Gerberich Consulting und Dozent an der FOM Stuttgart, der DHBW und Gastdozent der Shenzhen University, die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen. Ausgehend von zwölf Megatrends wie beispielsweise Globalisierung, Individualisierung, New Work oder Gender Shift legte er die fünf Schlüsselfaktoren einer veränderungsfreundlichen Unternehmenskultur, kreative Unruhe, Konfliktfähigkeit, Zusammengehörigkeitsgefühl, Sinnstiftung, Kommunikation, dar. Letztlich landete er beim Innovationstrichter und der Entwicklung von Minimum viable Products.
In der Kaffeepause in der Wirtschaft des Forums kamen die Besucher dann untereinander in Kontakt und hatten auch die Gelegenheit sich bei den diesjährigen Unterstützern des Bodenseeforums CARBMEE, TACTO, NOVIA, MERCANIS, AFI SOLUTIONS über deren Produkte und Dienstleistungen zu informieren. An dieser Stelle dankt der BME für deren Beitrag zur Veranstaltung.
Nach der Pause referierte Ralf Hässig, Materials Management Sustainability Expert der ZF Friedrichshafen, über den European Green Deal und die Herstellung grünen Stahls. Es brauche heute Mut, in neue und nachhaltige Supply Chains und Produkte zu investieren; insbesondere dann, wenn CO- neutrale Produkte derzeit noch teurer seien als Produkte aus herkömmlichen Produktionsverfahren. Dann würden diese durch die zunehmende CO2-Besteuerung ab 2026 gegenüber nachhaltig angelegten Geschäftsmodellen zunehmend benachteiligt. Schon heute gebe es dekarbonisierte Produkte. Diese würden künftig die Lieferketten bestimmen. Denn nur nachhaltig hergestellte Produkte seien dann noch am Markt wettbewerbsfähig. Es sei absolut möglich, CO2-neutrale Produktionen aufzubauen und entsprechende Produkte herzustellen.
Universitätsprofessor Waldemar Hummer vom Institut für Europarecht und Völkerrecht der Universität Innsbruck informierte über die neuesten Entwicklungen im europäischen LkSG und wie diese Vorgaben der EU in Österreich und Deutschland umgesetzt werden. Dabei betonte der Wissenschaftler, dass aus der EU, aufgrund fehlender Gewaltenteilung, keine Gesetze erlassen, sondern lediglich Richtlinien empfohlen werden könnten. In Deutschland habe man dann vor anderthalb Jahren bereits das LkSG beschlossen; in Österreich stehe dessen Verabschiedung dagegen erst kurz bevor.
*Vom 16. Internationalen Bodensee-Forum für Einkauf und Materialwirtschaft in Dornbirn berichtete Volkher Lins, Vorsitzender der BME-Region Bodensee-Oberschwaben.
Save the Date: Das 17. Bodenseeforum findet am 29. April 2025 im WIFI in Dornbirn/Vorarlberg statt.
Mehr Informationen: https://bodensee.bme.de/
E-Mail-Kontakt: region.bodensee@bme.de